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Abzeichen der österreichischen Arbeiterbewegung

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»Mein Kopf wird euch auch nicht retten«

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»Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer«

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Österreicher in der Roten Armee 1941 – 1945

Einleitung

Inhaltsverzeichnis

Sonderbrigade OMSBON

Die Antifaschulen

Personenregister

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Österreichische ÖkonomInnen der ArbeiterInnenbewegung

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Österreichische Remigration aus der Sowjetunion

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Bin ich ein guter Soldat und guter Genosse gewesen?


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Österreicher in der Roten Armee 1941 – 1945

Die Antifaschulen - Der Versuch, ein österreichisches Nationalbewusstsein zu entwickeln

In allen Exilländern stand bei den österreichischen Kommunisten die von Alfred Klahr entwickelte Theorie einer österreichischen Nation im Zentrum ihrer politischen Arbeit. Auf der Grundlage dieser Theorie führten sie Diskussionen über die Wiederherstellung eines freien, unabhängigen Österreich. In vielen sowjetischen Kriegsgefangenenlagern wurde von der Lagerleitung auf Grund der sowjetischen Erklärung über die Annexion Österreichs der Standpunkt vertreten, Österreich sei ein Opfer Hitler-Deutschlands. Daher wurden die Österreicher, welche sich als solche bekannten, in eigenen Abteilungen zusammengefasst. Die sich weiterhin als Großdeutsche bezeichneten, blieben in deutschen Gruppen. Es kam in diesem Zusammenhang zu heißen Auseinandersetzungen über den Status Österreichs nach dem Krieg. Die österreichischen Antifaschisten sammelten sich in den einzelnen Lagern in eigenen Gruppen. Nach dem Aufbau des Nationalkomitee Freies Deutschland durch antifaschistische deutsche Gefangene gründeten Österreicher verschiedener sowjetischer Lager am 26.11.1944 im Lager 27, Zone 1, gemeinsam das Antifaschistische Büro Österreichischer Kriegsgefangener (ABÖK, 1947 aufgelöst). Damit wollten sie ihren Teil zum Freiheitskampf in der Heimat beitragen. Bei der Bildung des ABÖK sagte Gefreiter Otto Nöckl: „Es gibt keinen Befehl, der uns verbieten könnte, Menschen zu bleiben, oder der uns zwingen könnte, einer Armee zu dienen, die den Kampf gegen die Menschlichkeit führt.“

Das war der Hintergrund dafür, dass u.a. auf Initiative der KPÖ in den Kriegsgefangenenlagern in der Sowjetunion sogenannte Antifaschulen gegründet wurden. Nach einem Gespräch mit einem politischen Funktionär und Instruktor der antifaschistischen Lager konnten sich die Gefangenen dafür entscheiden, ob sie in einem solchen Lager Schulungskurse absolvieren wollten oder nicht.

In den antifaschistischen Schulen und Kursen wurden von der politischen Abteilung der Roten Armee dafür ausgebildete Politemigranten aus Österreich (ehemalige Schutzbund-Kämpfer, höhere Parteifunktionäre, Absolventen der Internationalen Lenin Schule) und Deutschland als politische Instruktoren und Lektoren für die Kriegsgefangenen eingesetzt. Diese Lektoren wurden u.a. von April 1943 an im Antifalager in Krasnogorsk in einer österreichischen Sektion geschult. Ab Sommer 1944 unterrichteten: Johann Eichinger, Lajos Falusi, Otto Fischer, Ruth Fischer, Fogoraschi, Willi Frank, Friedrich Fuchs, Martin Grünberg, Anton Hinterseer, Hugo Huppert, Heribert Hütter, Franz Jorgo, Heinz Kamil, Erwin Knasmüller, Genia Quittner-Lande, Franz Luda, Anton Schlögl, Schneider, Leo Stern, Ing. Turnheim,Alexander Vajda, Johann Vogt, Wagner. Assistenten wurden Hans Grümm, Ing. Silhar, Hans Kuril, Karl Ithaler, Kurt Benesch u.a.Als Vortragende beteiligten sich an den Kursen auch die KPÖ-Funktionäre Fischer, Frank, Fürnberg, Hexmann, Honner, Koplenig und Zucker-Schilling.

Die Zahl der österreichischen Schüler betrug 1944 – 50, im Herbst 1947 bereits mehr als 200. Pro Jahr wurden zwei Kurse zu je drei Monaten abgehalten. Die besten Absolventen wurden als Assistenten der Lektoren verwendet. In jedem Lager gab es einen sprachkundigen Politinstruktor, der direkt dem sowjetischen Politoffizier und dem NKWD unterstellt war. Die Instruktoren unterrichteten jeweils auch in anderen Lagern und Gruppen. Sie trugen sowjetische Uniformen, wie die sowjetischen Instruktoren, die parallel mit ihnen unterrichteten. Es ging vorwiegend darum, den österreichischen Kriegsgefangenen ein Nationalbewusstsein zu vermitteln und sie davon zu überzeugen, dass sie Österreicher und keine Deutschen sind. Zusätzlich wurden die Österreicher durch die Moskauer Deklaration der drei Alliierten (30.10.1943) darüber aufgeklärt, dass sie als Teilnehmer am Zweiten Weltkrieg an der Seite Hitler-Deutschlands eine Mitverantwortung hätten und von ihnen daher ein Anteil an der Befreiung durch österreichischen Widerstand erwartet werde. „Die Hauptthemen des Unterrichts waren österreichische Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte der Arbeiterbewegung, Vorträge und Seminare über die Grundlagen des Marxismus, vor allem aber aktuelle Referate und Aussprachen über Faschismus, Krieg, Kriegsverlauf und die Wiederherstellung eines selbstständigen Österreich.“

Die in den antifaschistischen Lagern unterrichtenden Kommunisten sahen in den Kursen eine wichtige historische Aufgabe. Unter anderem wurde darüber diskutiert, wie das neue Österreich nach dem Krieg als demokratische Republik politisch aufgebaut werden sollte und was die Rolle der Gefangenen und Emigranten darin konkret sein würde.

Eine beträchtliche Anzahl der österreichischen Kriegsgefangenen, welche antifaschistische Kurse besucht hatten, traten nach Kriegsende in Österreich in die Kommunistische Partei ein und arbeiteten aktiv als Funktionäre, wie z.B.: Walter Bachler, Max Baumgartner, Edmund Burger, Danspeckgruber, Martin Ehrenreich, Gregor Ellinger, Josef Emmer, Fraß, Leo Hölzl, Kerschbaumer, Josef Klug , Alfred Kriegelstein, Viktor Kristofek, Walter Kuber, Adolf Meier, Penz, Franz Prückl, Viktor Prusa, Albert Puschnik/g, Arnulf Raimund, Ratziger, Josef Schredy, Völkl, Wagner u.a. Nicht wenige ehemalige Antifaschüler füllten später in Österreich erfolgreich Posten in der Politik, der Wirtschaft, im Staatsdienst und öffentlichen Dienst aus.